zum Newsroom

Gold: Lohnt sich der Einstieg jetzt noch – trotz Allzeithoch?

14.07.2025 | Handwerk-Magazin

© Adobe Stock # 1417994713

Von Yvonne Döbler

Zugehörige Themenseiten: 
Altersvorsorge, Geldanlage, Gold als Geldanlage, Indexfonds, Kryptowährungen, Risikomanagement und Vermögensaufbau

Gold glänzt, es steht für Reichtum, es ist rar und wertbeständig. Und natürlich war es ehemals anerkanntes Zahlungsmittel. Zusammen sorgt dies für eine Flucht in Gold, wenn Währungen, politisches Umfeld oder Kriege und Naturkatastrophen für große Verunsicherung sorgen. Die Folge: Der Goldkurs steigt.

Dank dieses Zusammenhangs schwingt sich der Kurs des Edelmetalls seit 2020 zu immer neuen Höhen auf. Die aktuellen Gründe:Corona-Krise, die weltweit hohe Inflation, eine stark gestiegene Nachfrage aus China, der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der Nahost-Konflikt, ein autokratisch agierender und unberechenbarer US-Präsident, zunehmende Extremwetterereignisse – und sehr viel Liquidität bei den Anlegern sowie die Erwartung fallender Zinsen. 

Der aktuelle Kurs des Goldes: 3.300 Dollar, rund 2.908 Euro pro Feinunze. Zur Info: Die Maßeinheit Feinunze wiegt 31,103 Gramm. Und Investmentbanken zeigen sich optimistisch: Goldman Sachs rechnet mit einem Anstieg für das Edelmetall auf 4.000 US-Dollar bis Mitte 2026. "Die Rally zeigt, dass der Wunsch besteht, Dollar-Anlagen zu diversifizieren und in ein breiteres Spektrum sicherer Häfen zu investieren", sagte Kamakshya Trivedi von Goldman Sachs gegenüber "Bloomberg TV".

Davon profitiert, wer das warm schimmernde Edelmetall im Privatbesitz hält: Rund 9.034 Tonnen Gold sollen laut einer Umfrage des Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule Berlin (CFin) Anfang 2024 in deutschen Haushalten gelagert sein.

Ist es noch sinnvoll, in Gold zu investieren?

Tatsächlich rät Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, nur denjenigen zum Einstieg, die eine Beimischung von Gold zur Risikostreuung haben möchten: „Wer Angst vor einem Währungscrash hat und den Totalverlust seiner sonstigen Geldanlagen fürchtet, der kann einen kleinen Anteil seines Vermögens in physisches Gold investieren, also Goldmünzen oder Goldbarren kaufen und im heimischen Tresor verwahren.“

"Da die Goldreserven weltweit begrenzt sind, behielte das Edelmetall höchstwahrscheinlich einen gewissen Sachwert. Anders als die sogenannten Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum sei Gold seit Jahrhunderten als Zahlungsmittel akzeptiert", urteilt Timo Halbe, Finanzexperte von Finanztip. Weil sich Gold außerdem öfter einmal entgegengesetzt zum Aktienmarkt entwickele, könne es die Schwankungen im Portfolio leicht abschwächen.

Abschließend beantworten lässt sich die Frage nach der Empfehlung für einen Einstieg in Gold nicht: „Entscheidend ist, was sich der Anleger persönlich von diesem Investment erhofft“, so Halbe. Klar sei: Das Edelmetall ist ein echter Klassiker. Nur der Rendite wegen sollte es aber niemand kaufen.

So hat sich der Goldpreis entwickelt

Die Entwicklung des Goldpreises dokumentiert immer auch die Krisen seiner Zeit. In den 70-er Jahren waren es vor allem die Regulierung der Edelmetallmärkte durch die amerikanische Notenbank und die sehr hohe Inflation, die den Kurs steigen ließen. Lag er 1971 noch bei umgerechnet 43,55 Euro, waren es Ende 1980 bereits 473 Euro – der Kurs hat sich also mehr als verzehnfacht. Aber: Im Jahr 2001 lag er dann wieder bei rund 308 Euro.

Zum Vergleich: Der Deutsche Aktienindex Dax verlor im gleichen Zeitraum knapp 21 Prozent an Wert. Aber die Aktienkultur war damals noch nicht besonders stark ausgeprägt. Wer sich einen längeren Zeitraum anschaut erkennt: Im Schnitt hat Gold pro Jahr weniger an Wert gewonnen als Aktien und in dieser Zeit sogar noch stärkere Kursschwankungen erlebt als die Börse. "Langfristig bringt Gold aber nicht einmal halb so viel Rendite wie eine Investition in weltweit gestreute Aktien“, informiert Halbe.

Erklären lässt sich dies vor allem damit, dass sich der Goldpreis ausschließlich durch Angebot und Nachfrage bildet. Bei Aktien gibt es darüber hinaus noch eine innere Wertentwicklung. Denn Unternehmen können Gewinne erwirtschaften, die ihren Kurs an der Börse stärken.

Zwischen 1979 und 1983 sowie ab 2010 erzielte Gold neue Höchststände. Doch von 1984 bis Ende der 1990-er Jahre war der Kursanstieg moderat und lag deutlich unter der Wertentwicklung an der Börse. Im Übrigen sei erwähnt, dass der Preis im Jahr 2001 noch bei rund 276 US-Dollar lag. Ab 2008 fürchteten die Anleger einen Zusammenbruch des Finanzsystems und die Schuldenkrise europäischer Staaten und Banken. Der Goldpreis stieg auf mehr als 1.662 Euro je Feinunze. Im Sommer 2012 kehrte Ruhe ein, als der damalige Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, die berühmten Worte sprach: What ever it takes – er werde alles tun, um den Euro zu retten. Bis 2015 fiel der Kurs dann auf 1.062 Euro.

Welches Gold als Geldanlage?

Experte Halbe meint: Wer sich mit dem Edelmetall gegen eine Finanzkrise absichern will, sollte es in Münzen oder Barren kaufen. Denn, dass Gold vollständig wertlos wird, gelte als unwahrscheinlich. Für Kauf und Verkauf böten sich die Online-Seiten gold.de und gold-preisvergleich.de an. Stark gehandelte Münzen mit einem hohen Anteil an Feingold sind beispielsweise Maple Leaf, Wiener Philharmoniker und Krügerrand.

Die Alternative sind Goldbarren. Sie gibt es in den Gewichtsklassen 1 Gramm bis 12,5 Kilogramm. Dabei gilt: Klein ist teuer. Die Verkäufer machen einen deutlichen Aufschlag im Vergleich zum Goldpreis an der Börse. Gleichzeitig ist der Ankaufskurs für die Minibarren besonders niedrig. Dieser Spread drückt die Rendite der Anleger. Für die Aufbewahrung bieten sich ein Tresor zuhause oder ein Banksafe an. Letzterer kostet allerdings Gebühren.

Warum verbrieftes Gold nicht immer eine gute Wahl ist

Es gibt aber auch Gold-Investmentfonds und -Zertifikate. Ihre Vorteile: Sie sind täglich über die Börse handelbar, es gibt kein Problem mit der Aufbewahrung und der Spread ist besonders klein.

Doch Anleger sollten wissen, dass Gold-Investmentfonds oft nicht ausschließlich in physisches Gold investieren. Sie kaufen auch die Aktien von Minenbetreibern oder Zinspapiere, die Minenbetreiber herausgegeben haben. Daher entwickeln sich die Kurse dieser Fonds nicht parallel zum Goldpreis. Achtung auch: Ausgabeaufschläge und Managementgebühren kosten Rendite.

Anders funktionieren Gold-Zertifikate: Ihre Gebühren sind gering, aber es ist meist kein physisches Gold hinterlegt. Ein Risiko stellt zudem der Emittent da – geht er pleite, ist das Geld der Anleger meist verloren.

ETC sind das Äquivalent zu ETF

ETC steht für Exchange Traded Commodity – ETC sind börsengehandelte Schuldverschreibungen auf Rohstoffe. Ein Gold-ETC entspricht von der Idee her einem Aktien-ETF.

Der ETC sollte mit echten Goldbarren hinterlegt sein, um das Emittentenrisiko zu reduzieren. Er kann täglich über die Börse gehandelt werden. Ein Beispiel ist das von der Deutschen Börse herausgegebene XETRA-Gold. Jeder Anteil entspricht einem Gramm Gold, das die Deutsche Börse in ihrem Tresor lagert. Schöner Nebeneffekt: Wer Anteile hält, kann sich den Gegenwert Gold an seine Bank liefern lassen.

So verdient der Fiskus am Edelmetall mit

Aus steuerlicher Sicht ist der Kauf physischen Golds von Vorteil: Der Verkauf ist nach einer Haltefrist von einem Jahr frei von der Abgeltungssteuer. Jeder Gewinn fließt ohne Abzug von 25 Prozent Kapitalertragssteuer plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer direkt an den Investor.

ETCs wie XETRA-Gold, die das Gold physisch hinterlegen und über eine Auslieferoption verfügen, bieten für deutsche Privatanleger übrigens die gleichen steuerlichen Vorteile. So hat es der Bundesfinanzhof in einem Urteil vom 16.06.2020 entschieden.

Wie viel Geld in Gold?

Timo Halbe rät, nicht mehr als zehn Prozent des Vermögens in Gold umzutauschen. Und auch die Verbraucherzentrale sagt: „Gold ist trotz jüngst guter Wertentwicklung alles andere als eine sichere Geldanlage. Die Preise schwanken teils heftig. Eine Anlage ist allenfalls mit kleinen Anteilen des gesamten Vermögens zu empfehlen.“

zum Newsroom
Inhalte fehlen?
Nicht vergessen - nur über Ihr Kundenkonto haben Sie Zugriff auf die gesamten TECSELECT Inhalte unseres Shops, der Leistungsvielfalt und unserer Dienstleistungen. Jetzt mehr Inhalte entdecken!
Jetzt einloggen!